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Embodiment: Strukturierung von Denken und Emotion durch das sensorische und motorische System

Abstract

 

Denken und Emotion können als verkörpert (embodied) gelten, wenn deren kognitive Verarbeitung

stark und systematisch vom motorischen und sensorischen System beeinflusst wird. Nach einer allgemeinen Einführung in die verkörperte Kognition (philosophischer, historischer und kognitionswissenschaftlicher Hintergrund) wenden wir uns der Frage zu, wie stark verkörpert drei Grundbereiche unserer Kognition sind: räumliche, zeitliche und kausale Kognition. Zudem befassen wir uns auch mit der Verkörperung bei der Emotionsverarbeitung und bei ganz abstraktem Denken. Und wir stellen uns auch der Frage: Gibt es überhaupt nichtverkörperte Kognition?

 

 

Einige Highlights der Veranstaltung:

 

 

  • Im verkörperten figurativen Denken aktiviert die Konzeptualisierung des Gehens im übertragenen Sinne (z.B. "Die Straße geht dem Fluss entlang") immer noch motorisch evozierte Potentiale von Muskeln, die unseren Fuß bewegen
  • Im verkörperten zeitlichen Denken schauen unsere Augen unbewusst einer unsichtbaren (mental konstruierten) Zeitlinie entlang (um z.B. eine Erinnerung hervorzurufen oder einen Gedanken über die Zukunft zu verarbeiten)
  • Im  verkörperten zeitlichen Denken nimmt die mentale Verräumlichung der Zeit in Bezug auf den Körper und dessen Umgebung interkulturell ganz verschiedene Formen an: z.B. fließt die Zeit in der westlichen Kultur mental von hinter dem Körper (Vergangenheit) nach vor dem Körper (Zukunft) oder von links (Vergangenheit) nach rechts (Zukunft); in hebräischen und arabischen Kulturen von rechts (Vergangenheit) nach links (Zukunft); und in anderen Kulturen beispielsweise auch von Osten (Vergangenheit) nach Westen (Zukunft) oder gar vom Hügelanfang (Vergangenheit) zur Hügelspitze (Zukunft)
  • Im verkörperten kausalen Denken (Ursache-Wirkung-Denken) scheint selbst die Konzeptualisierung einer völlig abstrakten kausalen Relation wie "Das Argument überzeugt aufgrund seiner logischen Struktur" letztlich mit dem motorischen System (mit der motorischen Kontrolle) zusammenzuhängen
  • In der verkörperten Emotion widerspiegelt sich beispielsweise die Konzeptualisierung der emotionalen Entwicklung einer Partnerschaft im Gehverhalten.