Embodiment
DozentInnen
Abstract
In diesem interdisziplinären Hauptseminar geht es um verschiedene Ansätze in der Kognitionswissenschaft, die von der Grundannahme ausgehen, dass kognitive Repräsentationen und Prozesse nicht unabhängig von Wahrnehmung und Motorik betrachtet werden können. Kognition ist in einem im Seminar zu konkretisierenden Sinn körperbasiert (embodied). Der Begriff embodiment schließt auch Interaktion von Organismus und Umwelt ein, die eine Grundlage für Intelligenz bildet. Mentale Repräsentationen sind aus Sicht des embodied cognition Ansatzes weder abstrakt noch arbiträr, sondern modal: Symbolische (z.B. linguistische) Repräsentationen und nicht-symbolische (z.B. perzeptuelle) Repräsentationen haben das gleiche Format. Dadurch steht dieses Modell im Gegensatz zu klassischen Auffassungen von Kognition, die kognitive Repräsentationen als abstrakt, amodal und arbiträr betrachten.
Eine erste Annäherung an das Thema embodied cognition erlauben zwei Beispiele aus der Psychologie. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Körperhaltung von Probanden eine Auswirkung auf ihre kognitiven Prozesse (z.B. Urteile) haben kann. Ferner gibt es Hinweise, dass die mentalen Repräsentationen, die bei der Verarbeitung von Sprache eine Rolle spielen, identisch sind mit den Repräsentationen, die bei der sinnlichen Wahrnehmung entstehen. Was genau unter embodiment zu verstehen ist, und welche Konzeptionen dieses Begriffs eine herausragende Rolle in der aktuellen Forschung spielen, soll im Seminar untersucht werden.
Scheinbedingungen
Als Leistungsnachweis sind erforderlich:
- eine schriftliche Hausarbeit mit ca. 6000 Wörtern. Das Thema muss mit den DozentInnen abgesprochen werden und das Exposé daraufhin (noch während des Semesters) im Rahmen des Seminars als Kurzreferat vorgestellt und diskutiert werden. Die Abgabefrist ist der 13.03.2014.
- Gestaltung einer Seminarsitzung durch Halten eines Referates (mit Handout) und Leitung der Diskussion
- nur Masterstudierende: Einreichung der Präsentationsfolien
- Lesen der Vorbereitungsliteratur vor den Sitzungen
- aktive Teilnahme an der Diskussion
- regelmäßige Teilnahme (max. zweimal entschuldigt Fehlen)
Zeitplan
Das Seminar findet donnerstags, 10 Uhr c.t. - 12 Uhr c.t in der Friedrichstr. 50 (Raum 02 009) statt.
Datum | Thema |
24.10.2013 | Einführung |
31.10.2013 | Mentale Modelle – Repräsentationsformate |
Mentale Modelle – kultureller Kontext | |
07.11.2013 | Symbol Grounding |
14.11.2013 | Metaphern |
Abstrakta | |
21.11.2013 | Motorik und Sprache |
28.11.2013 | Repräsentation im Kontext - Ort, Form und Orientierung |
Negation | |
05.12.2013 | Funktional-Neurophysiologische Ansätze |
12.12.2013 | Body specificity |
19.12.2013 | Gesten |
09.01.2014 | Computationale Modellierung |
16.01.2014 | Soziale Kognition I – Spiegelneuronen und Mimikry |
23.01.2014 | Soziale Kognition II – räumliche Perspektivübernahme |
Soziale Kognition II – Theory of Mind | |
30.01.2014 | Emotionspsychologie |
06.02.2014 | Robotik |
13.02.2014 | Abschlussbesprechung und Kurzreferate der Exposés |
Literatur
Barsalou, L. (1999). Perceptual symbol systems. Behavioral and Brain Sciences, 22, pp. 577-609.
Glenberg, A.M. (1997) What memory is for. Behavioral and Brain Science, 20, 1–55.
Shapiro, L. (2007). The Embodied Cognition Research Programme. Philosophy Compass 2-2, pp. 338-346.
Wilson, M. (2002) Six views of embodied cognition. Psychonomic Bulletin and Review, 9: 625–636.
Wilson, R.A. und Foglia, L. (2011). Embodied Cognition. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy.
Zwaan, R.A. (2004). The immersed experiencer: Toward an embodied theory of language comprehension. In: Ross, B.H. (ed.). The Psychology of Learning and Motivation, 44, pp. 35-62.
Bücher zum Thema
Bergen, B. (2012) Louder Than Words: The New Science of how the Mind Makes Meaning. Basic Books.
Gibbs, R.W. (2006) Embodiment and Cognitive Science. Cambridge: Cambridge University Press.
Lakoff, G., and M. Johnson (1999) Philosophy in the Flesh: The Embodied Mind and its Challenge to Western Thought. New York: Basic Books.
Pecher, D., and R.A. Zwaan (2005) Grounding cognition. The role of perception and action in memory, language, and thinking. Cambridge: Cambridge University Press.
Shapiro, L. (2011) Embodied Cognition. New York: Routledge.
Materialien
Hier geht es zu den Materialien für die einzelnen Sitzungen, den Details zu den Leistungsnachweisen sowie Informationen zu aktuellen Änderungen.