Erstspracherwerb
Abstract
Abstract
Inhalt: Sprechen lernen - ein Kinderspiel? Ob Sprache nun eine der grundlegenden angeborenen Fähigkeiten des Menschen ist, einer universellen Grammatik (Chomsky) folgt oder aber erst in der Interaktion (Tomasello) gelernt werden kann, die damit einhergehenden kognitiven Prozesse sind so oder so erstaunlich und einmalig. In diesem Seminar sind vor allem die Erwerbssequenzen vom pränatalen Stadium bis etwa zum 5. Lebensjahr bezüglich des Erlernens der Muttersprache zentral, wir werden uns aber auch mit dem Phänomen des blingualen Erwerbs befassen. Wichtig sind nicht nur grundlegende Ansätze aus der klassischen Sprachwissenschaft, sondern vor allem Betrachtungsweisen der kognitiven Linguistik, sodass wir uns auch mit psycholinguistischen Fragestellungen (Konzeptbildung, mentales Lexikon, Lernen, ...) und neurolinguistischer Forschung (Verortung von Sprache im Gehirn) befassen werden. Als Veranschaulichungsmaterial sollen vor allem experimentelle Studien dienen, mit denen wir uns vertieft auseinandersetzen wollen.
Ziele des Seminars: Grundlegende linguistische und kognitive Meilensteine des Spracherwerbs benennen, einordnen und kommentieren können, Methoden zur Erforschung derselben diskutieren können, kritische Auseinandersetzung mit Forschungsliteratur, entwickeln eigener Studien-Ideen.
Vorgehensweise: In Sitzungen, die die Studierenden gemeinsam mit der Dozentin gestalten, wird mittels gestellter und für die zu haltenden Referate grundlegender Literatur aber auch eigenständiger Recherche das Thema der Stunde erarbeitet. Nach einem kleinen Impuls der Dozentin präsentieren die Studierenden ihr erarbeitetes Wissen und diskutieren es gemeinsam in der Gruppe. Wichtig ist hierbei kein klassisches, pures "Referate-Halten" sondern die Interaktion mit dem gesamten Seminar. Methoden zur Einbeziehung der Gruppe werden in der ersten Stunde vorgestellt. Hier werden ebenfalls die Grundlagen des Hausarbeitenschreibens wiederholt, sodass während des Semesters die Recherche für ein eigenes Thema beginnen und in der letzten Sitzung ein einseitiges Exposé in der Gruppe vorgestellt werden kann. Dies soll einer Absicherung bezüglich der Recherche und Themeneingrenzung dienen. Für den Schreibprozess sollen sich im Laufe des Semesters Tandems bilden, die sich bei Fragen zur Seite stehen können und vor Abgabe als gegenseitige Korrekturhilfe fungieren.
Anmerkung: Dieses Seminar richtet sich hauptsächlich an Bachelorstudierende.
Zeitplan
Beginn in der 1. SWS (24.10.2013)
Sitzung |
Datum |
Inhalt |
Referenten |
Literatur |
1 |
24.10. |
Einführung, Überblick Semester, Kernfragen – Lernziele, Sitzungsgestaltung, Hausarbeiten |
Schmitt |
/ |
2 |
31.10. |
Geschichte der Spracherwerbsforschung & Methoden |
Schmitt |
Klann-Delius S. 1-22 Kauschke, 6-22 |
3 |
7.11. |
Kognitive Entwicklung im engeren Sinne – DER SPRAC HE VORAUS? |
Roxanne Lickert |
Berk, 150-181 Mandler, 508-513 |
4 |
21.11. |
Erklärungsansätze des Spracherwerbs : Nativismus – Interaktionismus – Kognitivismus - Konstruktivismus |
Thomas Schleider |
Kauschke, S. 139-147 |
5 |
28.11. |
Frühe Lautwahrnehmung – pränatal bis postnatal FÖTUS HÖRT MIT? |
Anna Zörlein |
Kauschke, 23-29 SAUGEXPERIMENT: Language experienced in utero affects vowel perception after birth |
6 |
5.12. |
Erwerb phonetischer und phonologischer Fähigkeiten VOM LALLEN ZUM ERSTEN WORT |
Lisa Dankwerth |
Kauschke, 30-41 PREFERENTIAL LOOKING: Learning about sounds contributes to learning about words |
7 |
12.12. |
Erwerb lexikalischer und semantischer Fähigkeiten WAS BEDEUTET WAS? |
Daniel Armbrüster |
Kauschke, 42-70 EEG: Maturing brain mechanisms and developing behavioral language skills |
8 |
19.12. DOPPELSITZUNG 9.00-12.00 Uhr |
Erwerb morphologischer Fähigkeiten WIE AUS EINEM WORT WÖRTER WERDEN |
Schmitt |
Kauschke, 71-83 ELIZITIERTE SPRACHPRODUKTION: German children's productivity with tense morphology |
9 |
|
Erwerb syntaktischer Fähigkeiten VOM WORT ZUM SATZ |
Judith Knoblach |
Kauschke, 84-97 PREFERENTIAL LOOKING: Predicted errors in children’s early sentence comprehension |
10 |
9.1. |
Erwerb pragmatischer Fähigkeiten SPRACHLICHE INTERAKTION |
Solweik Bladt |
Kauschke, 98-113 AUDIO-AUFNAHME: Children’s understanding and production of verbal irony in family conversations |
11 |
16.1. |
Bilingualismus „MOM MAKES KUCHEN“ |
Lilli Lickert |
Kauschke, 121-125 fMRI: The age of second language acquisition determines the variability in activation |
12 |
23.1. |
Gebärdensprache EBENBÜRDIGE SPRACHE?! |
Lena Aerdker |
Dittmann, S. 98-110 EYE-TRACKING: Perceptual Narrowing of Linguistic Sign Occurs in the 1st Year of Life |
13 |
30.1. |
kognitive Beeinträchtigungen und Sprache - Sprachstörungen und Kognition |
Schmitt |
Klann-Delius, S. 71-91 |
14 |
6.2. |
Zusammenfassung – Emergenzmodelle |
Schmitt |
Kauschke, 147-149 |
15 |
13.2. |
Besprechung der Exposés |
Schmitt |
/ |
Literatur
Für Neugierige vorab:
Klassiker der Spracherwerbsliteratur:
Chomsky, N. (1996): Probleme Sprachlichen Wissens. Beltz Verlag.
Tomasello, M. (2005): Constructing a Language: A Usage-Based Theory of Language Acquisition. Harvard Univ. Press.
Pinker, S. (1996): Sprachinstinkt. Wie der Geist die Sprache bildet. Kindler Verlag.
Überblick des Verlaufs und Störung:
Dittmann, J. (2010): Spracherwerb des Kindes. Verlauf und Störungen. C.H. Beck.
kleine Einführung in die Neurolinguistik:
Herrmann, C.; Fiebach, C. (2004): Gehirn & Sprache. Fischer Verlag.
Materialien
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